Eine Sammlung für zeitgenössische Fotografie
Fotografie macht zwar nur einen relativ kleinen Teil des Kunstschaffens aus, ist aber ein zentrales Bildkommunikationsmittel auf der ganzen Welt, das ein spannendes und reiches Spektrum eröffnet. Die Kamera wurde einst als Apparat erfunden, der die Realität für die Ewigkeit festhalten sollte. Schnell nutzten Fotograf_innen das Medium auch als subjektives Ausdrucksmittel und liessen die reine Dokumentation hinter sich. Die Befreiung der Fotografie von der klassischen Verwendung begann Mitte des 20. Jahrhunderts mit der aufkommenden Medialisierung, was den Weg in Richtung Kunst ebnete. Der Durchbruch kam in den 1980er und 90er-Jahren, als die Akzeptanz des Mediums als künstlerisches Ausdrucksmittel stieg und die freie Fotografie den Einzug ins Kunstmuseum und den Kunstmarkt schaffte.
Heute benutzen Künstler_innen Techniken aus der bald 200 Jahre alten Fotografiegeschichte, von analoger Grossbildkamera bis hin zu Smartphones, Screenshots und Bewegtbildern. Und auch neueste technologische Mittel zur Visualisierung aus den Computerwissenschaften und dem Informationsdesign, etwa Virtual Reality oder Computer Generated Imagery, sind Teil der künstlerischen Praxis. Auf unterschiedlichste Art und Weise werden Bildwelten erschaffen, Seh- und Visualisierungstechniken eingesetzt, um neue Blicke auf die Gegenwart zu erhalten. Künstler_innen nehmen sich Zeit, zu sehen, zu forschen, zu denken und zu hinterfragen. Das Endprodukt ist ein visuelles Werk, das uns auf attraktive Weise einlädt, mitzudenken, zu staunen, zu entdecken und neu zu sehen.
Die neue Vontobel-Kunstsammlung sammelt Werke von internationalen Künstler_innen ab der Jahrtausendwende. Inhaltlich liegt der Schwerpunkt auf der Darstellung des Menschen und seinem Tun in der Gegenwart: Welche Gesichter hat der gegenwärtige Mensch? Wie sieht die Gesellschaft aus? Welche Konventionen gibt es in der Darstellung von Menschen? Wie hat sich das Bild des Menschen in den letzten 20 Jahren verändert? Welchen Einfluss hat die Globalisierung auf das Bild des Menschen? Und auf der anderen Seite: Was und wie produziert dieser Mensch? Was tut er und wie beeinflussen diese Taten unsere Welt, unseren Planeten? Wie verändern neue Technologien und Errungenschaften zurückwirkend auch die visuelle Welt? Mit der entscheidenden, aber offenen Frage: Wo hört Menschsein auf?