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DeepSeek – der Sputnik-Moment für KI?
Publiziert am 05.02.2025 MEZ
DeepSeek sorgt für Furore: Kaum war das neue chinesische KI-Modell auf dem Markt, stürzten die Aktien von Nvidia und ASML ab. Das R1-Modell des Start-ups DeepSeek, das am 20. Januar auf den Markt kam, scheint ähnlich leistungsfähig zu sein wie die grossen KI-Plattformen aus den USA, wurde aber eigenen Angaben zu Folge zu einem Bruchteil der Kosten entwickelt. Das deutet darauf hin, dass chinesische KI-Ingenieure einen Weg gefunden haben, das von den USA verhängte Exportverbot für moderne Halbleitertechnologie zu umgehen.
Eine deutlich höhere Kosteneffizienz scheint also möglich – was nicht zwangsläufig zu weniger Investitionen führen muss.
Die beeindruckende Leistung von DeepSeeks-Modell ist in erster Linie auf eine Kombination aus architektonischen Eigenschaften wie dem Mixture-of-Experts-Design und einem massgeschneiderten Kommunikationsschema zwischen den Chips zurückzuführen. Dieser technologische Fortschritt zeigt, dass eine deutlich höhere Kosteneffizienz möglich ist. Es ist jedoch eher unwahrscheinlich, dass dies insgesamt zu einer Abnahme von Investitionen in KI führen wird. Denn der Wettlauf in Richtung Künstliche Allgemeine Intelligenz (AGI) ist bereits in vollem Gange. Meta kündigte kürzlich eine 50-prozentige Steigerung der Investitionen in KI-Projekte bis 2025 an, und das auf dem Weltwirtschaftsforum vorgestellte „Project Stargate“ von OpenAI, Oracle und Softbank, soll einen Wert von 500 Milliarden Dollar haben.
Weitere Exportbeschränkungen sind wahrscheinlich, da Sanktionen unwirksam erscheinen
Die Bemühungen der USA, Chinas Fortschritte auf dem Gebiet der KI durch Exportbeschränkungen zu stoppen, scheinen bisher erfolglos gewesen zu sein. DeepSeek gibt an, für das Training seines Modells Nvidia H800-Chips verwendet zu haben, eine für den chinesischen Markt heruntergestufte Version des H100. Es ist jedoch unklar, ob es sich dabei um H100-Chips handelt, die vor den Exportbeschränkungen gekauft wurden, oder ob das Unternehmen andere High-End-Chips von Rechenzentren in Südostasien genutzt hat. Eine weitere Verschärfung der US-Exportbeschränkungen scheint wahrscheinlich.
Rolle der Kosteneffizienz dürfte beim KI-Wettrüsten weiter an Bedeutung gewinnen
Die jüngsten Entwicklungen dürften erhebliche Auswirkungen auf Investitionen haben. Bereits Ende letzten Jahres wurde die starke Performance von Tech-Hardware weitgehend durch die Nachfrage nach kostengünstigeren massgeschneiderten KI-Chips angetrieben, wie das Beispiel Amazon zeigt. Der Launch von DeepSeek stützt die Erwartung, dass das Streben nach Kosteneffizienz anhalten wird. Da auch die Nachhaltigkeit grosser Investitionen in die KI-Infrastruktur zunehmend unter die Lupe genommen wird, könnten Hardware-Aktien zunächst einen Dämpfer erhalten. Für einige Investoren könnte dies eine Kaufgelegenheit darstellen, da die verbesserte Kosteneffizienz den Einsatz von KI fördern und die erweiterte Technologie-Lieferkette unterstützen dürfte.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die News von DeepSeek die Fähigkeit chinesischer Unternehmen untermauert, trotz Sanktionen in der KI-Entwicklung erfolgreich zu sein. Niedrigere Trainingskosten und Ressourcen dürften im Allgemeinen zu einer schnelleren Akzeptanz und Monetarisierung von KI-Lösungen führen. Die KI-Fortschritte in China könnten Anleger dazu veranlassen, ihr Portfolio abseits von US-Aktien zu diversifizieren. Dies könnte grundsätzlich zu einem Stimmungsumschwung bei Anlegern führen, da Schwellenländer wieder wettbewerbsfähiger und attraktiver für Investitionen werden.
Alex Stauffacher ist Equity Analyst und Teil des mtx-Teams innerhalb von Conviction Equities bei Vontobel. Er ist verantwortlich für die Sektoren Informationstechnologie und Kommunikationsdienstleistungen.
Marc Bindschädler ist Client Portfolio Manager für mtx-Strategien innerhalb von Conviction Equities bei Vontobel.
Publiziert am 05.02.2025 MEZ
ÜBER DIE AUTOREN
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Alex Stauffacher
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Marc Bindschädler
Client Portfolio Manager