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Kurswechsel im Welthandel – Fünf Thesen, wie die US-Handelspolitik die Finanzmärkte verändert
Publiziert am 09.05.2025 MESZ
Kaum ein Tag vergeht, ohne dass neue Schlagzeilen aus Washington, Peking oder Brüssel die Volatilität auf den weltweiten Finanzmärkten befeuern. Nach Jahren des freien Handels und bewährter internationaler Lieferketten stehen nun Themen wie die Wiederbelebung der Industrie, wirtschaftlicher Nationalismus, strategische Unabhängigkeit und zunehmend auch die Abkehr von der Globalisierung auf der politischen Agenda. Besonders sichtbar wird das in der aktuellen Zollpolitik der Vereinigten Staaten, die im Spannungsfeld geopolitischer Rivalitäten erneut protektionistische Massnahmen in den Mittelpunkt rückt.
In den vergangenen Wochen hatte die US-Regierung neue Importzölle angekündigt, nur um sie anschliessend wieder auszusetzen. Der Ton gegenüber China wird rauer, gleichzeitig geraten europäische Exporteure ins Visier. Doch diese Entwicklungen sind keineswegs Einzelfälle, sondern Ausdruck einer strukturellen Verschiebung. «Deglobalisierung» ist längst keine theoretische Debatte mehr, sondern Realität. Sie verändert nicht nur die ökonomischen Spielregeln, sondern auch die Handlungslogik der Marktteilnehmer.
Vor diesem Hintergrund haben unsere Experten fünf zentrale Thesen formuliert, die Anlegerinnen und Anlegern helfen sollen, die aktuellen Entwicklungen besser einzuordnen – und ihre Anlagestrategie mit Blick auf diese strukturellen Veränderungen zu überprüfen.
- Lieferketten neu gedacht: Produktionsstätten rücken näher
Die neue Zollpolitik hat dazu geführt, dass viele international agierende Unternehmen ihre Lieferketten fundamental neu bewerten. Produktionsprozesse werden näher an Heimatmärkte verlagert und Standortentscheidungen werden unter geopolitischen Gesichtspunkten getroffen. Diese Umstrukturierung bringt zwar mehr Unabhängigkeit, erhöht aber in vielen Fällen die Kosten. Dies beeinflusst die Bewertung der Unternehmen und bleibt für Anleger und deren Anlagehorizonte nicht ohne Folgen. - Handelskonflikte: Neue Handelspartnerschaften entstehen
Parallel zu diesen strukturellen Veränderungen wächst das Risiko konkreter Handelskonflikte, so unsere Experten. Zölle provozierten in der Vergangenheit oft Gegenmassnahmen, internationale Regeln verloren an Bedeutung. Das Resultat könnte die Bildung neuer Handelsblöcke sein, während bestehende Allianzen schwächer werden oder sogar zerfallen. - Auftrieb für die Bereiche Pharma, Biotech und Gesundheit
Der Kurswechsel im Welthandel betrifft nicht nur klassische Industrien, sondern auch Sektoren wie Biotechnologie, Gesundheitswirtschaft oder Pharma. Da diese Bereiche häufig politisch priorisiert werden, könnten sie auch in diesem Fall ökonomischen Rückenwind erfahren, nicht zuletzt durch strategische Förderung, regulatorische Vorteile oder die Ausnahme von Zöllen. - Globale Neuordnung: Schwellenländer im Fokus
Schwellenländer, die bislang nicht im Zentrum des globalen Interesses standen, gewinnen an Bedeutung, vorausgesetzt sie verfügen über eine belastbare Infrastruktur, stabile politische Verhältnisse, qualifizierte Arbeitskräfte und eine geografische Nähe zur chinesischen Volkswirtschaft. Eine ähnliche Exportstruktur wie in China kann von Vorteil sein: Je grösser die Ähnlichkeit, desto wahrscheinlicher ist es, dass ein Land chinesische Waren und Dienstleistungen ersetzen kann, insbesondere im Handel mit den USA, so unsere Experten. Allerdings ist eine differenzierte Betrachtung notwendig: Nicht alle Schwellenländer profitieren im gleichen Masse, und geografische Nähe zu China ist nicht automatisch ein Garant für wirtschaftliche Dynamik. - Inflation als vorübergehende Begleiterscheinung
Zölle und Protektionismus wirken sich in der Regel auch auf die Preisentwicklung von Waren und Dienstleistungen aus. In Ländern wie den USA, die stark von Importen abhängig sind, könnten dadurch die Verbraucherpreise steigen. Je nach Elastizität der Konsumnachfrage beeinflussen Zölle nicht nur das Preisniveau, sondern auch das Wirtschaftswachstum. Eine geringe Elastizität der Konsumentennachfrage bedeutet, dass die Konsumenten bei einer Preiserhöhung für ein bestimmtes Gut ihr Verhalten nicht wesentlich ändern oder ihre Nachfrage nach diesem Gut reduzieren. Dies käme einem Inflationsschub gleich, der das Wirtschaftswachstum bremsen könnte. Für Anleger könnten in einem solchen Umfeld unter anderem festverzinsliche Wertpapiere an Attraktivität gewinnen.
Für Anlegerinnen und Anleger stellt sich die Frage, wie gut das eigene Portfolio auf die Auswirkungen der strukturellen Veränderungen im Welthandel vorbereitet ist. Vor diesem Hintergrund bieten wir Ihnen die Möglichkeit, Ihr Portfolio mit unseren Expertinnen oder Experten zu analysieren und persönlich zu besprechen. So können Sie mögliche Risiken frühzeitig erkennen und potenzielle Anlagechancen nutzen.
Publiziert am 09.05.2025 MESZ