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Die nächsten 100 Jahre
Wie Ressourcenknappheit nach neuen Investitionsstrategien verlangt
Publiziert am 31.05.2024 MESZ
Welche Dynamiken werden die Märkte in Zukunft beeinflussen?
In seinem White Paper untersucht Reto Cueni, Chief-Economist bei Vontobel, wie die Knappheit von Ressourcen in den kommenden Jahrzehnten zu bedeutenden globalen Machtverschiebungen führen und die Anlagestrategien von Investoren weltweit beeinflussen könnte: Der Wettstreit um Ressourcen geht in die nächste Runde.
Wenn Ressourcen knapper werden, gewinnen die Länder und Regionen an Einfluss, die den Zugang zu diesen Ressourcen kontrollieren. Wenn verschiedene Länder den Zugang zu diesen Ressourcen kontrollieren, nimmt die gegenseitige Abhängigkeit zu. Wenn sich die Nachfrage nach verschiedenen Ressourcen weltweit gleichzeitig verändert, kommt es zu geopolitischen Machtverschiebungen, die die bestehenden Marktdynamiken nachhaltig verändern. Bewährte Investitionsstrategien können dann ihre Wirksamkeit verlieren, und Erwartungen, die auf Marktbewegungen in der Vergangenheit beruhen, können sich als falsch erweisen.
"The Quest for Resources" untersucht, welche Ressourcen heute von geopolitischer Bedeutung sind, welche Länder und Regionen Zugang zu diesen Ressourcen haben und wie sich die daraus resultierende Weltordnung und damit die Finanzmärkte und Rohstoffpreise in den nächsten Jahrzehnten entwickeln könnten.
Fragen und Antworten
Die weltweite Nachfrage nach Rohstoffen wächst rasant. Haupttreiber sind dabei das Bevölkerungswachstum, der steigende Lebensstandard - vor allem in den grösseren asiatischen Ländern - sowie die Energiewende Europas hin zur Energieunabhängigkeit.
Ressourcen sind weltweit ungleich zwischen Ländern und Regionen verteilt, was den globalen Wettbewerb verschärft. Während eine Region den Zugang zu einem Rohstoff kontrolliert, verfügt eine andere über die Technologie zur Verwertung. Die dafür benötigte Energie stammt wiederum aus einer weiteren Region oder einem weiteren Land. Dies kann zu komplexen Wertschöpfungs- und Lieferketten und damit zu geopolitischen Machtverschiebungen führen.
In den letzten Jahrzehnten wurden die Finanzmärkte immer effizienter dabei, Ressourcen zu ihrem tatsächlichen Wert zu handeln. Dafür gibt es zwei Hauptgründe. Erstens sind relevante Informationen mittlerweile für alle Marktteilnehmer in Echtzeit verfügbar. Zweitens haben Fortschritte in der Globalisierung, wie der Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation und die Öffnung des Handels mit den Ländern der ehemaligen Sowjetunion, es möglich gemacht, Rohstoffe und andere Ressourcen dort zu beschaffen, wo sie am billigsten sind. Der nahezu uneingeschränkte Zugang zu den Ressourcen ist dabei zu einer Grundvoraussetzung für die Festlegung der Marktpreise geworden. Während sich der Wettbewerb um Ressourcen weiter verschärft, erschweren geopolitische Faktoren jedoch zunehmend den Zugang, was sich auch auf die Preisdynamik abschlägt.
Energie ist ein gutes Beispiel für diese Entwicklung. Der russische Angriff auf die Ukraine hat in Europa den Wunsch geweckt, die Energiewende schneller einzuläuten und energieunabhängiger zu werden. Diese Umstellung wird jedoch mehrere Jahrzehnte dauern. In dieser Übergangszeit wird die Nachfrage nach Metallen und Mineralien steigen, während der Bedarf an fossilen Energieträgern nur langsam sinken wird. Das liegt daran, dass erneuerbare Energiequellen erst gebaut und installiert werden müssen, wofür ebenfalls erhebliche Mengen fossiler Energie benötigt werden.
Geopolitische Machtverschiebungen verkomplizieren die Situation zusätzlich. Die Handelsakteure werden es wahrscheinlich vorziehen, vermehrt mit geopolitischen Verbündeten zu handeln oder Nicht-Verbündete auszuschliessen, was zu wirtschaftlicher Ineffizienz und erhöhtem Preisdruck führen wird. Für die europäische Energiewende bedeutet das konkret, dass Energiekosten nicht von der billigsten Quelle bestimmt werden, sondern von der billigsten Quelle ihrer geopolitischen Partner. Das wirkt sich letztlich auf die Preisdynamik aus.
Publiziert am 31.05.2024 MESZ