
Investment Outlook 2023
Drei Wachstumspfade durch die Zeitenwende
Fakten und Markterwartungen zu drei langfristigen Investmentthemen
Investment Outlook 2023: Investieren in der Zeitenwende
Was sind die Top-Themen, die den Finanzmarkt längerfristig prägen dürften? Wie reagieren einzelne Anlageklassen wie Anleihen, Aktien oder Rohstoffe normalerweise auf geopolitische Spannungen? Unsere Experten präsentieren drei Langzeit-Investmentthemen sowie das Vontobel Basisszenario für die Wirtschaftsentwicklung 2023.
Drei Investmentthemen im Langzeit-Check
Erfahren Sie von unserem Chefökonomen persönlich die Hintergründe zu den drei Themen «Greenflation», «Slowbalisierung» und «Finanzielle Repression». Klicken Sie auf die Kacheln unten, um drei Videos mit weiterem Kontext aus Anlegersicht abzuspielen.
Finanzielle Repression
Ihre hohen Schulden bei gleichzeitig langsamem Wirtschaftswachstum kann die Welt nur stemmen, wenn die Realzinsen negativ bleiben.
Hintergrund: So entschieden die Zinserhöhungen der Notenbanken einem auch vorkommen: in einem inflationären Umfeld erleben Sparer, dass sie vom Preisanstieg wieder aufgehoben werden. Der Wert, der dieses Verhältnis ausdrückt, nennen Ökonomen «Realzins». In den vergangenen zwanzig Jahren lag er überwiegend im negativen Bereich. So erfüllte der negative Realzins eine Grundvoraussetzung dafür, dass Staaten und Unternehmen sich ihre Schulden langfristig leisten können.
Unsere Einschätzung: Auch wenn die Zeit der nominellen Negativzinsen vorbei ist, stimmt dasselbe kaum für die Realzinsen. Denn positive Realzinsen resultierten schon mehrfach in negativen ökonomischen Auswirkungen. Sie brächten stark verschuldete Staaten und Firmen erneut in Bedrängnis. Diesen halfen in den vergangenen Jahren nur die tiefen Finanzierungskosten über die Runden und durch die Pandemiezeit. Daher ist es wahrscheinlich, dass die Zentralbanken sich gezwungen sehen, die Realzinsen weiter tief oder sogar negativ zu halten.
Verlangsamte Globalisierung (Slowbalisierung)
Hintergrund: Die Globalisierung unterteilte Wertschöpfungsketten in feingliedrige Einzelschritte, die jeweils an kosteneffizienten Standorten in der ganzen Welt stattfinden. Seit dem zweiten Weltkrieg wuchs ihr Anteil am globalen BIP unaufhaltsam – und mit ihr gegenseitige Abhängigkeiten.
Die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine führten uns vor Augen, wie empfindlich wir gegenüber unterbrochenen Lieferketten geworden sind.
Unsere Einschätzung: Geopolitische Spannungen dürften dazu führen, dass das Mantra der Globalisierung künftig gezielter hinterfragt wird. Ohne einer De-Globalisierung das Wort zu reden, beobachten wir doch wachsende Bestrebungen, Produktions- und Lieferketten wieder unter die eigene Kontrolle zu bringen. Die Halbleiterindustrie ist ein prominentes Beispiel hierfür. Je mehr abgekoppelte Subsysteme entstehen, desto grösser wird auch der Aufwand für global tätige Unternehmen, in allen Märkten effizient präsent zu sein.
Die Energiewende erfordert Milliarden-Investitionen
Hintergrund: Die Nachfrage nach Energie wird die nächsten Jahre weiter steigen – auch in den Schwellenländern, die dabei sind, zu den Industrienationen aufzuschliessen. Dieser Energiebedarf lässt sich wohl kurzfristig nur mit fossilen Energieträgern in der benötigten Menge und Geschwindigkeit decken. Gleichzeitig beginnt die Weltwirtschaft, vermehrt in den Ausbau erneuerbarer Energien zu investieren. Doch viele der innovativen Technologien, die Emissionen einst reduzieren sollen, funktionieren nur mit ganz bestimmten, aktuell knappen Rohstoffen. Die Industrie benötigt mehr Kupfer in der Halbleiterfertigung, mehr Lithium für Batterien und mehr seltene Erden wie Neodym für Hochleistungsmagnete, die schliesslich in Elektromotoren oder Windkraftanlagen zum Einsatz kommen.
Unsere Einschätzung: Trifft ein steigender Energiebedarf auf gleichzeitige Rohstoffengpässe, sind Angebot und Nachfrage doppelt aus der Balance. Das wirkt sich mittelfristig inflationsfördernd aus. Erschwerend kommt hinzu, dass Investitionen in die Gewinnung und Verarbeitung von Rohstoffen dem langfristig prognostizierten Marktbedarf hinterherhinken. Das könnte sich rächen: Zum einen, weil der Bedarf umso schneller steigt, je entschiedener emissionsarme Technologien gefordert werden. Zum anderen, weil Zyklen in der Rohstoffindustrie oft in Jahrzehnten gemessen werden. Deren Kapazität lässt sich nicht von heute auf morgen hochfahren.
Reto Cueni kam 2014 als Senior Economist zu Vontobel Asset Management und wurde 2020 zum Chief Economist ernannt. Sein Arbeitsschwerpunkt liegt auf längerfristigen Makrothemen und Wirtschaftstrends, die er für Vontobel als Vordenker im Blick behält.
Bevor er zu Vontobel stiess, forschte und arbeitete er von 2009 bis 2014 als Dozent und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Zürich. Seine Karriere startete er 2006 als quantitativer Analyst im Aktien-Research bei Vontobel Investment Banking.
Reto besitzt einen Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften der Universität Zürich. Er studierte unter anderem an der Università degli Studi in Siena und der Columbia University in New York.
Thomy Zünd kam 2018 als Senior Investment Advisor zu Vontobel und wurde 2021 zum Leiter Investment Solutions ernannt. Zusammen mit seinem Team erarbeitet er unter anderem passende Anlagelösungen für die unterschiedlichsten Markt- und Kundensituationen.
Bevor er zu Vontobel stiess, arbeitete er in verschiedenen Funktionen mit Investment-Fokus, unter anderem als Aktienanalyst, Anlagestratege und Portfolio Manager. Er hält einen Betriebsökonom FH der Fachhochschule St. Gallen.
Thomy Zünd ist Certified International Investment Analyst (CIIA) und Master in International Management.
Inflation – Rezession – Zentralbanken
Drei Schlagworte für das Anlagejahr 2023
Das Schreckgespenst der Inflation scheint Gesellschaft zu bekommen: Folgt man historischen Daten, mehren sich die Anzeichen einer Rezession am Anlagehorizont. Zumindest war eine wirtschaftliche Verlangsamung in acht von zehn Fällen zu beobachten, in denen invertierte Zinskurven auftraten. Fiskal-politische Stimuli oder Rettungsschirme sind vorerst nicht zu erwarten. Sie würden den Anstrengungen der Zentralbanken, die Inflation zu dämpfen, zuwiderlaufen. Und bis die Inflation 2023 wieder zuverlässig fällt, ist von den Zentralbanken kein Kurswechsel zu erwarten.
Blicken wir also auf ein Jahr, in dem sich Investoren von den Finanzmärkten fernhalten sollten?
Nach der Volatilität den Blick nach vorne richten
Die gute Nachricht: An den Märkten werden viele dieser Abhängigkeiten und Zusammenhänge fortlaufend eingepreist. Davon zeugen unter anderem die Kursausschläge vor und nach den Zinsschritten der Zentralbanken, vor und nach der Veröffentlichung neuer Konsumentenpreis-Indizes, von Beschäftigungszahlen und so weiter. Jedes Mal, wenn Erwartungen geschürt oder enttäuscht werden, pendelt sich der Kompass einen Tick präziser ein.
Das gibt Aufschluss über die Chancen und Risiken, die 2023 auf die Agenda von Investoren gehören.
«Ein 50/50-Multi-Asset-Portfolio erzielte oft zweistellige positive Renditen im Jahr nach ähnlichen Marktrückgängen.»Historisch gesehen kommt es äusserst selten vor, dass sich Aktien und Anleihen im selben Jahr so extrem negativ entwickeln – das spricht aber auch für Luft nach oben im Folgejahr.
Alles beginnt mit einem persönlichen Gespräch
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