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Wie investieren bei Inflation? Was es zu beachten gilt

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Publiziert am 22.02.2022 MEZ

Eine Inflation kann auf Anlegerinnen und Anleger beträchtliche Auswirkungen haben. Nachdem wir dem vermeintlichen «Gespenst» hier den ersten Schrecken genommen haben, schlägt dieser Blogartikel die Brücke zu den Finanzmärkten: Wie lässt sich noch investieren bei Inflation?

Erfahren Sie, mit welchem Preisindex Ökonomen die Inflation messen und welche Assetklassen und Sektoren sich in einem inflationären Umfeld rückblickend bewährt haben.

 

Ökonominnen und Ökonomen unterscheiden oft zwischen der «Gesamtinflation» und der «Kerninflation». Erstere enthält auch Ausgaben für volatile Posten wie Lebensmittel und Energie. Die Kerninflation hingegen klammert diese kurzfristigen Einflüsse aus und wird als Indikator für die zugrunde liegende, langfristige Inflation betrachtet.

 

Neben der groben Unterscheidung zwischen Gesamt- und Kerninflation berücksichtigen Investmentexperten auch verschiedene Preisindex-Arten, um die Auswirkungen einer Inflation abschätzen zu können. Hier die drei wichtigsten im Vergleich, die vor allem im Kontext der US-Wirtschaft relevant sind:

Unterschied CPI, PCE, PPI: Die drei wichtigsten Preisindex-Daten zur Messung der Inflation im Vergleich

© Vontobel 2022. Quellen: Refinitiv Datastream, Vontobel.

  

 
 

Wie sollte man nun sein Portfolio ausrichten?

Nebst der effektiven Inflationszahlen interessiert Inverstoren häufig, wie das eigene Portfolio bei steigender Inflation oder fallender Inflation optimiert werden kann. Auch wenn die Wertentwicklung in der Vergangenheit keine Garantie für künftige Renditen ist, halten wir es dennoch für sinnvoll, die Entwicklung verschiedener Anlageklassen und Sektoren historisch zu vergleichen.

Dazu wird im Folgenden zwischen drei «Graden» der Inflation unterschieden.*

  1. Zeiten mit niedriger Inflation. Wir zählen dazu ein Umfeld mit Preisanstiegen in den USA von unter drei Prozent.
  2. Zeiten mit hoher Inflation. Die Preise steigen in den USA zwischen drei und sechs Prozent.
  3. Zeiten mit sehr hoher Inflation. Das US-Preiswachstum übersteigt sechs Prozent.

 


* Um in allen Märkten eine einheitliche Trennlinie ziehen zu können, klassieren wir die Inflationsgrade entlang der US-Inflation. Die Kalkulation der Renditen weiter unten basiert auf gobalen Finanzmarktdaten.

 

 

Renditen im Vergleich: Performance seit 1973

Die folgenden Grafiken ermöglichen es Ihnen, Inflationseffekte in einem Umfeld von niedriger, hoher und extremer Inflation nacheinander im Slider zu vergleichen.

 

 

Steigende Inflation: Renditen von Assetklassen

Rendite-Performance verschiedener Assetklassen bei steigender, niedriger Inflation
Durschnittliche monatliche Rendite einzelner Assetklassen in Zeiten steigender, aber niedriger Inflation (<3%) seit 1973
 
 
 
Rendite-Performance verschiedener Assetklassen bei steigender, hoher Inflation
Durschnittliche monatliche Rendite einzelner Assetklassen in Zeiten steigender und hoher Inflation (3–6%) seit 1973
 
 
 
Rendite-Performance verschiedener Assetklassen bei steigender, extremer Inflation
Durschnittliche monatliche Rendite einzelner Assetklassen in Zeiten extremer Inflation (>6%) seit 1973
 

In Zeiten steigender, aber niedriger Inflation waren Aktien und Rohstoffe die beste Wahl, während Bargeld die am wenigsten attraktive Option war. In Zeiten steigender, hoher Inflation waren Anleger in der Vergangenheit gut beraten, in Rohstoffe und Gold zu investieren, aber auch Aktien brachten positive Erträge. Schliesslich legt die Analyse nahe, dass Gold der einzige Zufluchtsort zu sein scheint, wenn die Inflation ausser Kontrolle gerät (das heisst über sechs Prozent), während Aktien und Anleihen mit längerer Laufzeit negative Renditen erzielen.

Quelle: Global Financial Data, Refinitiv Datastream, Vontobel.
Hinweis: Für Emerging-Markets-Anleihen in Landes- und Hartwährung sind keine Daten für Zeiten steigender, sehr hoher Inflation verfügbar. Dasselbe gilt für hochverzinsliche Anleihen.

 

 

Steigende Inflation: Sektoren mit Renditen

Rendite-Performance verschiedener Sektoren bei steigender, niedriger Inflation
Durschnittliche monatliche Rendite einzelner Sektoren in Zeiten steigender, aber niedriger Inflation (<3%) seit 1973
 
 
 
Rendite-Performance verschiedener Sektoren bei steigender, hoher Inflation
Durschnittliche monatliche Rendite einzelner Sektoren in Zeiten steigender und hoher Inflation (3–6%) seit 1973
 
 
 
Rendite-Performance verschiedener Sektoren bei steigender, extremer Inflation
Durschnittliche monatliche Rendite einzelner Sektoren in Zeiten extremer Inflation (>6%) seit 1973
 
 

In Zeiten niedriger Inflation erzielte der Technologiesektor die höchsten Renditen, während die defensiven Sektoren (Basiskonsumgüter, Gesundheitswesen, Versorger) am schlechtesten abschnitten. In einem Umfeld steigender, hoher Inflation schnitten Rohstoffsektoren am besten und Finanzwerte am schlechtesten ab. Rohstoffbezogene Sektoren hatten auch die Oberhand, als die Inflation auf über sechs Prozent anstieg, während konsumbezogene Sektoren und die Technologiebranche am wenigsten attraktiv waren.

Quelle: Refinitiv Datastream, Vontobel.

 

 

Sinkende Inflation: Rendite von Assetklassen

Asset-Renditen in Zeiten sinkender, niedriger Inflation
Durschnittliche monatliche Rendite einzelner Assetklassen in Zeiten steigender, aber niedriger Inflation (<3%) seit 1973
 
 
 
Asset-Renditen in Zeiten hoher, aber sinkender Inflation
Durschnittliche monatliche Rendite einzelner Assetklassen in Zeiten steigender und hoher Inflation (3–6%) seit 1973
 
 
 
Asset-Renditen in Zeiten extremer, aber sinkender Inflation
Durschnittliche monatliche Rendite einzelner Assetklassen in Zeiten extremer Inflation (>6%) seit 1973
 
 

Die Grafik zeigt, dass in einem Umfeld tiefer, fallender Inflation Aktien am besten und Rohstoffe am schlechtesten abgeschnitten haben. In einem Umfeld hoher, aber fallender Inflation rentierten Anlagen mit langer Duration am besten und Rohstoffe sowie Schwellenländeranleihen in lokaler Währung am schlechtesten. In einem Umfeld, in dem die Inflation von sehr hohen Niveaus zurückgingen, schnitten Bargeld, Anleihen und Aktien am besten ab, während die Anleger gut beraten waren, sich von Gold fernzuhalten.

Quelle: Global Financial Data, Refinitiv Datastream, Vontobel.
Hinweis: Für Emerging-Markets-Anleihen in Landes- und Hartwährung sind keine Daten für Zeiten steigender, sehr hoher Inflation verfügbar. Dasselbe gilt für hochverzinsliche Anleihen.

 
 
 

Sinkende Inflation: Sektoren mit Renditen

Sektor-Renditen in Zeiten sinkender, niedriger Inflation
Durschnittliche monatliche Rendite einzelner Sektoren in Zeiten steigender, aber niedriger Inflation (<3%) seit 1973
 
 
 
Sektor-Renditen in Zeiten hoher, aber sinkender Inflation
Durschnittliche monatliche Rendite einzelner Sektoren in Zeiten steigender und hoher Inflation (3–6%) seit 1973
 
 
 
 
Sektor-Renditen in Zeiten extremer, aber sinkender Inflation
Durschnittliche monatliche Rendite einzelner Sektoren in Zeiten extremer Inflation (>6%) seit 1973
 
 

Gesundheitswesen und Basiskonsumgüter schnitten in Zeiten sinkender und niedriger Inflation am besten ab, während der Energiesektor zwar zu kämpfen hatte, aber immer noch positiv war. In Zeiten hoher, aber rückläufiger Inflation profitierten defensive Werte und Finanzwerte am meisten und Grundstoffe am wenigsten. Zeiten sehr hoher, aber sinkender Inflation waren für konsumnahe Sektoren sehr gut, für rohstoffnahe Sektoren weniger gut, wie Sie der Grafik unten entnehmen können.

Quelle: Refinitiv Datastream, Vontobel.

 

  

Fazit: Erkenntnisse aus Anlegersicht

Die wichtigsten fünf Punkte bei steigender Inflation:


1.

Inflation kann sehr wohl «match­entscheidend» sein, insbesondere wenn sie sehr hoch ist (das heisst über sechs Prozent).


2.

Rohstoffe sind in der Vergangenheit ihrem Ruf als Inflations­ab­sicherung gerecht geworden. Während die Anlage­klasse in normalen Zeiten unter­durch­schnittlich rentiert, schneidet sie in Zeiten steigender Inflation am zuverlässigsten ab.


3.

Die Analyse zeigt auch, dass Gold in Zeiten über­schiessender Inflation die beste Ab­sicherung gewesen ist.


4.

Die Analyse impliziert, dass Anleger in Zeiten steigender Preise nicht unbedingt vor Aktien zurück­schrecken sollten. Aktien konnten dem Preis­druck meist standhalten, selbst in Zeiten steigender und hoher Inflation. Historisch be­trachtet hätten Anleger das Engagement in Aktien nur bei sehr hoher Inflation reduzieren sollen.


5.

Auch wenn Aktien die meiste Zeit gut performt haben, ist ein selektiver Ansatz, der zu den eigenen Inflations­erwartungen passt, nach wie vor entscheidend. Dies gilt insbe­sondere aus Sektor­perspektive.

 

Die wichtigsten fünf Punkte bei sinkender Inflation:


1.

Die Märkte scheinen ein solches Umfeld zu mögen – in der Vergangen­heit haben die meisten Anlage­klassen gut abge­schnitten, einschliesslich Bargeld, Anleihen und Aktien.


2.

Die Höhe der Inflation scheint weniger relevant zu sein, wenn sie fällt, als wenn sie steigt (in obiger Analyse schnitten Anleihen und Aktien nur geringfügig besser ab, wenn die Inflation fiel, aber über drei Prozent lag).


3.

Wenig überraschend: Rohstoffe haben bei sinkender Inflation eher zu kämpfen. Das Gleiche gilt für andere Inflations­absicherungen, wie beispiels­weise Gold.


4.

Der Schweizer Franken hat in Zeiten hoher, aber sinkender Inflation gegenüber dem US-Dollar an Wert verloren – er ist in einem solchen Umfeld also nicht der «place to be».


5.

Aktien-Anleger sollten auch in Zeiten sinkender Inflation selektiv vorgehen. Defensive Sektoren haben sich in Zeiten sinkender Inflation in der Vergangenheit besser entwickelt. Ausserdem haben Finanzwerte gut abge­schnitten, während roh­stoff­bezogene Sektoren gemieden werden sollten.

  

 

  

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Wer hat am meisten unter steigenden Preisen zu leiden?

Zuerst einmal Sparer, da höhere Preise den realen Wert ihrer Ersparnisse verringern.

Betroffen sind auch Arbeitnehmende, die an feste Lohn­verträge gebunden sind, oder Kreditgeber wie Banken, die feste Zins­zahlungen für ihr Geld vereinbart haben. Nicht zu vergessen Importeure, deren gehandelte Waren in der Regel teurer werden, wenn die Landes­währung mit einer höheren (inländischen) Inflationsrate gegenüber Währungen mit geringerer Inflation an Wert verliert.

Andere profitieren von höheren Preisen

In der Regel sin dies alle, die Schulden mit einer nominell festen Zins­zahlung haben, wie verschuldete Regierungen, Unternehmen und Haushalte.

Unternehmen mit einer hohen Schuldenlast profitieren in der Regel ebenfalls. Denn ein inflationäres Umfeld ermöglicht es ihnen oft, die höheren Preise an die Verbraucher weiterzugeben. Das «zusätzliche Geld», das dabei entsteht, kann dann zur Tilgung ausstehender Schulden verwendet werden.

Zudem können auch Privatpersonen, die in so genannte Inflationsabsicherungen (Sachwerte wie Immobilien, Rohstoffe oder Gold) investiert haben, profitieren, wenn der Wert ihrer Anlagen steigt.

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30.11.2021 MEZ

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