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Eurasia Group/Vontobel-Studie: Amerikanisch-chinesischer Wettsstreit um die digitale Vorherrschaft kann für Europa zur Zwickmühle werden

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Publiziert am 22.10.2019 MESZ

  • Mögliche Gewinner: Bangladesch, Indonesien, Malaysia, Thailand, Taiwan, Vietnam sowie Argentinien, Basilien, Chile und Mexiko

Im Wettstreit zwischen den USA und China geht es nur vordergründig um Handelspolitik, tätsächlich geht es entsprechend einer Studie des unabhängigen Think Tanks Eurasia Group und Vontobel um die Vorherrschaft im digitalen Zeitalter. Von besonderer Bedeutung ist hier die Führerschaft bei sogenannten dual-use Technologien wie 5G. Die Nation, die hier die Nase vorn hat, ist im Vorteil. Nach Ansicht der Verfasser der Studie wird die Nation, welche die Schlüsseltechnologien bestimmt, seiner Wirtschaft einen klaren Vorteil verschaffen. Angesichts dieser Dimension erscheint der aktuelle Streit um Zölle und Handelsbeschränkungen nur Mittel zum Zweck oder lediglich wie eine Ouvertüre zum grossen Spiel, so die Experten.

Die Autoren skizzieren drei Szenarien, wie sich der Wettstreit um die digitale Vorherrschaft entwickeln kann und welche Auswirkungen er auf die Weltwirtschaft mit sich bringt. In dem wahrscheinlichtsen Szenraio, dass davon ausgeht, dass der Konflikt zwischen den USA und China andauern und an Schärfe gewinnen wird, ist Europa eher auf der Verliererseite. Da die USA und China eine direkte Konfrontation meiden werden, dürfte Europa Stellvertreterschauplatz für den Wettkampf um die Zukunft sein. Europa ist aber unter den drei grossen Wirtschaftsregionen gegenüber Abkühlungen des globalen Wirtschaftsklimas besonders empfindlich. So scheint die EZB das meiste Pulver verschossen zu haben und die Wirtschaftsmotoren Europas sind auf Exportüberschüsse angewiesen. Zudem herrscht in der EU grosse Uneinigkeit zu Fragen rund um den Umgang mit China und zunehmend auch bezüglich der USA, heisst es in der Studie. Einzelne Länder sind und werden immer zu Alleingängen ausscheren, wenn sie eigene Vorteile erwarten.

China wird in diesem Zukunftsszenario das Werben um Europa beziehungsweise um einzelne Staaten erhöhen. So könnte China westlichen Unternehmen den Zugang zu bisher verschlossen Sektoren im eigenen Land geben oder Zölle für Waren und Dienstleitungen von nichtamerikanischen Unternehmen senken. Andererseits dürfte China auf weiterhin offene Türen für seine Auslandsinvestitionen in Europa pochen, gerade wenn der Zugang zu amerikanischen Märkten und Technologie schwieriger wird. Europa wird sich mit Entscheidungen bezüglich diese Thematik nicht leicht tun.

Die USA werden nach Ansicht der Verfasser der Studie Europa nicht die Möglichkeit geben, neutral zu bleiben und seine eigene Vorteile zu suchen. Der Druck auf Europa wird zunehmen, wenn die USA Solidarität wünschen. Die wirtschaftlichen Konsequenzen wären für einzelne europäische Staaten und die Gemeinschaft insgesamt zu gross, als dass man die Interessen der USA zugunsten von China ignorieren könnte. Andererseits scheint es aber auch unwahrscheinlich, dass sich Europa vollständig den Wünschen der USA unterwerfen kann. Die Bedeutung chinesischer Produkte für die europäische Infrastruktur ist bereits zu gross. Ohne die Technologie aus China ist beispielsweise 5G in Europa praktisch nicht umsetzbar.

Gewinner werden Vietnam, Indonesien, Thailand, Bangladesch, Taiwan, Malaysia und Mexiko sein – zumindest in der frühen Phase der Handelsstreitigkeiten. Chile, Argentinien und Brasilien könnten zudem davon profitieren, dass sich die USA im Zuge der selbstauferlegten Sanktionen selber als Zulieferer für China aus dem Rennen nimmt. Gleichzeitig werden die USA als Produktionsstandort wieder an Bedeutung gewinnen. Die Klimadebatte und die logistischen Kosten stehen gegen lange Transportwege. Neue Technologien wie 3D Drucker reduzieren die Produktionskosten auch in Hochlohnländern auf ein wettbewerbsfähiges Niveau. Langfristig sollten von diesen Trends auch Lateinamerika als Nachbar der USA und auch Länder in Süd- und Südostasien als Anrainer Chinas profitieren.

Nach Ansicht der Autoren der Studie stellen die Verschiebungen in den globalen Wertschöpfungsketten Investoren vor massive Herausforderungen. So kommt die Studie zu dem Schluss, dass der US-Aktienmarkt in den Szenarien der «Anhaltenden Auseinandersetzung» und des «Wiederaufstiegs des Westens» leiden würde. Ein Grund zur Sorge ist, dass mehr als ein Drittel des Umsatzes der im S&P 500 börsengelisteten Unternehmen aus dem Ausland stammt. Diese Unternehmen würden eindeutig unter dem Verlust des Marktzugangs im Ausland leiden. Nur im eher unwahrscheinlichen Szenario «Dauerhafte Deeskalation» könnten US-Unternehmen verstärkt Zugang zu chinesischen Märkten erhalten, was ihre Ertragsbasis erhöhen würde.

Darüber hinaus wird sich laut den Prognosen in den Szenarien der «Anhaltenden Auseinandersetzung» und des «Wiederaufstiegs des Westens» eine höhere Inflation negativ auf Anleihen auswirken. Die Anleger werden höhere Renditen verlangen, um Erträge zu kompensieren, die durch eine erhöhte Inflation aufgezehrt werden. Dadurch wird der Kurs der Staats- und Unternehmensanleihen fallen.

Die Verlagerung einer hegemonialen zu einer bipolaren Weltordnung wird sich auch auf die Devisenmärkte auswirken. Die Anteile an global gehandelten Staatsanleihen, die in Dollar denominiert sind, werden in dem Szenario abnehmen und der Dollar somit Marktanteile abgeben.

Dabei geht man nicht davon aus, dass der Einfluss des Renminbis auf der globalen Bühne wesentlich zunehmen wird. Der Renminbi könnte eher die dominierende Währung im asiatisch-pazifischen Raum werden. Der verlorene Marktanteil des Dollars könnte durch Währungskörbe ersetzt werden, die den Sonderziehungsrechten (SZR) des IWF ähneln. Lediglich im Szenario der «Dauerhaften Deeskalation» sehen die Experten einen deutlichen Rückenwind für den Renminbi, da sich die wirtschaftliche Integration Chinas in die Weltwirtschaft wahrscheinlich beschleunigen und die weltweite Nachfrage nach Renminbi ansteigen würde.

Abschliessend zeigen die Autoren Massnahmen auf, wie den negativen makroökonomischen Auswirkungen national entgegengewirkt werden kann. Der als nationale Herausforderung empfundene Wettstreit mit China um die Schlüsseltechnologien der Zukunft könnte zu programmatischen Investitionsinitiativen in Forschung, Entwicklung und Bildung führen. Diese, kombiniert mit einer Deregulierung der Märkte und weiteren Steuersenkungen, könnten negative Effekte vermeiden. Ein eindrucksvolles Beispiel hierfür ist die Enstehungsgeschichte des Silicon Valley.

«The Next Digital Superpower» lautet der Titel des jüngsten Thesenpapiers von der Eurasia Group und Vontobel, in dem sich Vontobel und die Eurasia Group gemeinsam mit verschiedenen Szenarios für den Wettstreit zwischen den USA und China sowie dessen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft beschäftigen.

Die Studie kann über Vontobel unter vontobel.com/digitalsuperpower bezogen werden.

  

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Unsere Studie «Die nächste digitale Supermacht: Szenarien für den Konflikt zwischen den USA und China und seine Auswirkungen auf die Weltwirtschaft»

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